Konzepte: Bettenlogistik – Intern

Digitalisierung der Bettenlogistik

Die Digitalisierung eröffnet zahlreiche Möglichkeiten Prozesse in der Krankenhauslogistik zu verschlanken und effizienter zu gestalten. Auf dieser Seite können Sie sich umfassend über Handlungsfelder und Optimierungsmöglichkeiten im Bereich der Bettenlogistik informieren. Wir stellen Ihnen drei verschiedene Videos zur Verfügung, die Ihnen Einblicke in eine moderne und digital vernetzte Bettenlogistik geben.

Potentiale und Handlungsfelder in der Bettenlogistik

Eine reibungslose Bettenlogistik ist unverzichtbar für eine gesicherte Patientenversorgung. Die Verweildauer der Patienten hat sich in den letzten 25 Jahren halbiert. Gleichzeitig ist jedoch die Anzahl der Patienten gestiegen, wodurch es deutlich häufiger zu Bettenwechseln kommt. Dies stellt viele Krankenhäuser vor große logistische Herausforderungen bei der Vergabe von Betten. Teilweise konkurrieren elektive Patienten mit Notfall-Patienten um freie Bettenkapazitäten. Die Folgen sind lange Wartezeiten der Patienten in der Notaufnahme oder die Verzögerung von zum Teil lange vorausgeplanter Operationen. Dies wiederum hat einen negativen Einfluss auf die Reputation des Krankenhauses. Durch den Einsatz digitaler Tracking Technologien können die Prozesse der Bettenlogistik verschlankt und transparent gestaltet werden. Dadurch kann das Klinikpersonal entlastet werden und es steht mehr Zeit für die wertschöpfende Kernaufgabe des Krankenhauses zur Verfügung.

Im Rahmen einer IST-Analyse von Prozessen (Scandaten, Beobachtungen und Interviews) in Krankenhäusern, konnten wir im Projekt Hospital 4.0 Handlungsfelder mit Transformationspotenzial identifizieren. Die untenstehende Grafik zeigt, wo der Einsatz digitaler Technologien die Bettenlogistik deutlich vereinfachen und verschlanken kann und wo organisationale Lösungen für Veränderungen notwendig sind. Außerdem haben wir in enger Zusammenarbeit mit diversen Krankenhäusern eine Liste erstellt, die Sie bei der Problemanalyse der Bettenlogistik in Ihrem Krankenhaus unterstützen kann. 

In diesem Video zeigt Ihnen Jasmin Hennrich, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Frauenhofer FIT, Handlungsfelder und Ziele der Bettenlogistik im Zusammenhang mit der Digitalisierung.

  • Insgesamt konnten wir vier verschiedene Handlungsfelder (Transport, Pflege, Effizienz, Prozess, Transparenz) identifizieren, die durch die Digitalisierung oder durch organisationale Lösungen optimiert werden können
  • Durch die Optimierung dieser Handlungsfelder kann der Transport effizienter gestaltet werden, Pflegepersonal entlastet werden, die Kapitalbindung durch Transparenz vermindert werden und Ineffizienzen im Prozess vermieden werden

Digital vernetzte Bettenlogistik in Krankenhäusern

In diesem Video zeigt Dr. Marie-Sophie Baier, wie eine moderne digital vernetzte Bettenlogistik aussehen kann.

  • Ziel des entwickelten Konzeptes ist das Betten- und Belegungsmanagement (planende oder steuernde Aktivitäten) mit dem Bettgestellmanagement (physische Bewegung der Bettgestelle) zu verknüpfen
  • Dabei greifen unterschiedliche Rollen (Belegungsmanagement, Bettenaufbereitung/-reinigung, Bettentransport, medizinisches Personal) auf eine einheitliche Datenbasis zurück und aktualisieren diese regelmäßig
  • Es entsteht volle Transparenz über alle vorhandenen Bettgestelle (Identifikation, Lokalisation, Belegungsstatus)
  • Die fortlaufende Datenbasis schafft eine sichere Planungsgrundlage und ermöglicht einen effizienten Bettenfluss

Technologische Lösung zur digitalen vernetzung der Bettenlogistik

Im nebenstehenden Video zeigt Ihnen Franka Metz, studentische Mitarbeiterin bei der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Frauenhofer FIT, die Funktionsweise unseres entwickelten Demonstrators. Mit dem Ziel die Prozesse in der Bettenlogistik durch digitale Unterstützung zu verschlanken, wurde anhand von Referenzprozessen ein Funktionsdemonstrator entwickelt.

  • Dieser verknüpft das Belegungsmanagement, die zentrale Reinigung und den Hol- und Bringdienst digital miteinander. Dadurch besteht zu jeder Zeit Prozesstransparenz und Transportaufträge werden von dem System automatisch generiert.
  • Die Grundlage der Referenzprozesse war eine umfassende IST Analyse bestehender Logistik Prozesse in Krankenhäusern. Auf dessen Basis wurden die oben beschriebenen Handlungsfelder identifiziert.
  • Der Funktionsdemonstrator hat zum Ziel die Potentiale in der Bettenlogistik auszuschöpfen, Prozesse zu verschlanken, transparenter zu gestalten und zu optimieren.

Der Demonstrator wurde auf zwei Wegen evaluiert: Mit Hilfe von Interviews mit potentiellen Nutzern wurde die Software auf Anwendbarkeit und Akzeptanz getestet und durch die Ergebnisse eines Laborexperiments erweitert. Anhand der Evaluation konnten sowohl Potentiale als auch Nachteile identifiziert werden. Insgesamt überwiegen jedoch deutlich die Chancen für die zukünftige Bettenlogistik. Nachfolgend finden Sie ausgewählte Zitate aus den Interviews.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen die identifizierten Chancen und Risiken, die bei der praktischen Anwendung des Funktionsdemonstrators entstehen können.

Chancen:

  • Schnellere Versorgung v.a. von ungeplanten Patienten mit einem Bett
  • Digitale Bettenkonfiguration als Potential für Sonderfälle (z.B. Adipositas-Patienten)
  • Digitale Übermittlung von Informationen statt telefonisch

Chancen:

  • Reduzierung des Dokumentieraufwandes
  • Information über Zustand des Bettes (rein/unrein/infektiös)

Risiken/Nachteile:

  • Komplizierte Benutzeroberfläche (Einarbeitungszeit notwendig)

Chancen:

  • Optimierung der Laufwege des Hol- und Bring-Dienstes 
  • Einfache Umgewöhnung

Risiken/Nachteile:

  • Viele Entlassungen/Aufnahmen außerhalb der Arbeitszeiten des HuBs
  • Längere Wege für HuB

Chancen:

  • Entlastung der Pflegekräfte

Risiken:

  • Fehlender Puffer durch Wegfall des Vorbehalts von Betten auf den Zimmern
  • Große Umstellung für die Pflegekräfte

Visionen der Bettenlogistik 2030

Verschiedenste Technologielösungen finden branchenübergreifend immer mehr Anwendungsgebiete, wodurch sich in den nächsten Jahren die bisher hohen Anschaffungskosten durch die steigenden Produktionszahlen verringern. Dies wird zukünftig neue Möglichkeiten für die Bettenlogistik eröffnen. Im Folgenden finden Sie einige Beispiele von Technologien, die in der Bettenlogistik 2030 zum Einsatz kommen könnten.

Die Sensorik ist eine Technologie die zukünftig in der Bettenlogistik zum Einsatz kommen kann. Die Sensorik kann zur Messung des Verunreinigungsgrades direkt in das Bettgestell eingebaut werden. Die Sensorik erkennt automatisch, wenn ein Bettgestell vom reinen in den unreinen Zustand übergegangen ist, woraufhin das Bettenmanagementmodul automatisch benachrichtigt wird. Daraufhin wird die Belieferung eines neuen, reinen Bettgestells zum jeweiligen Stellplatz und der Abtransport des unreinen Bettgestells automatisch ausgelöst.

Im Krankenhaus der Zukunft sind durch den Einsatz von Robotik fahrerlose Transportsysteme (FTSs) für den Transport der Bettgestelle denkbar. Durch den höheren Grad an Automatisierung kann der gesamte Personalaufwand für den Transport der Bettgestelle verringert werden. Durch den Einsatz der Robotik kann menschliches Versagen vermieden, Personal an anderen Stellen effizient eingesetzt und Prozessschritte automatisiert und damit beschleunigt werden. Zum jetzigen Zeitpunkt sind Krankenhäuser in der Regel baulich noch nicht für den Einsatz von FTSs ausgelegt und können die besonderen logistischen Erfordernisse nicht ohne weiteres erfüllen. Solche logistischen Erfordernisse können breite oder dem Personenverkehr nicht zugängliche Gänge oder Spezialaufzüge sein, die mit den Bettgestellen kommunizieren können und somit von den Bettgestellen steuerbar sind.

Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen können bei ihrem Einsatz zukünftig dazu beitragen, dass der Bedarf an Bettgestellen genauer vorhergesagt werden kann. Dadurch können die Pufferbestände der Bettgestelle weiter reduziert werden.  Zudem können somit Prozessfehler bzw. Stellen im Prozess mit Verbesserungspotenzial und mit hohem Anteil an Verschwendung aufgedeckt werden. Prozessabläufe können evaluiert werden und mit der Hilfe von Künstlicher Intelligenz Szenarien zur Prozessverbesserung entwickelt werden.

Der Einsatz von IoT wird im Zuge des technologischen Fortschritts in Krankenhäusern immer häufiger zum Einsatz kommen. So ist es z. B. nicht nur denkbar, Bettgestelle mit Sensoren auszustatten, sondern auch Nachtkästchen oder die Ausstattung des Bettgestells (wie z. B. Galgen, Matratzen etc.) so auszurüsten, dass diese miteinander kommunizieren können und eine Abstimmung dieser Dinge untereinander möglich wird.